Wie fängt man mit dem Schreiben an?

Anfänge sind schwer, vor allem, wenn man etwas Neues ausprobiert. Als ich mit dem Schreiben angefangen habe, habe ich mir intensiv Gedanken darüber gemacht, ob und wie ich es hinbekommen kann, einen Roman zu schreiben. Der heutige Post soll eine Stütze für euch sein, wenn ihr auch gerade an eurem ersten Roman sitzt und nicht genau wisst, wie ihr anfangen sollt.

Sich erlauben, Anfänger*in zu sein

Als ich am Anfang stand, habe ich versucht, mich an Autor*innen zu orientieren, deren Bücher ich in meiner Kindheit gerne gelesen habe. Dabei habe ich eine wichtige Sache vergessen: Diese Autor*innen haben schon seit Jahrzehnten geschrieben. Natürlich kann man einiges von jemandem lernen, der schon viel Erfahrung beim Schreiben von Romanen hat. Aber gleichzeitig weckt dies hohe Erwartungen an einen selbst und macht einem Druck. Das Schöne daran, wenn man mit etwas Neuem anfängt, ist genau das: Man kann Anfänger*in sein. Bedeutet, man muss das neue Hobby nicht direkt wie ein Profi angehen. Man kann sich erlauben, etwas auszuprobieren, schlecht darin zu sein, es wieder sein zu lassen – oder weiterzumachen, so lange man Spaß daran hat.

Von Regeln lösen

Selbst, wenn ich versuche, hier Hilfestützen zu geben:

Es gibt keine festen Regeln beim Schreiben.

Wenn euch das, was ihr auf meinem Blog lest, nicht zusagt und nicht zu eurer Arbeitsweise passt, ignoriert es bitte. Natürlich gibt es Richtwerte (beispielsweise, wie lang ein Roman in einem bestimmten Genre sein „sollte“, niemals mit der Geschichte mitten am Morgen einsteigen, wenn der Charakter aufsteht und eigentlich nichts Spannendes zu erzählen hat, etc.), aber ich denke, das sollte man am Anfang außen vor lassen. Wenn man sich selbst an zu vielen Regeln festhält, fühlt man sich direkt zu Beginn eingeschränkt, und das kann der eigenen Kreativität einen kleinen Dämpfer verpassen. Gerade zu Beginn kann man gut auf einen solchen Dämpfer verzichten. Wichtig ist vielmehr, sich mit Spaß und Motivation an das neue Hobby zu wagen.

Schreiben, wonach einem gerade ist

Habt ihr zu Beginn schon direkt eine Szene im Kopf, die ihr kaum erwarten könnt? Dann schreibt sie auf. Es gibt keine Regel, die besagt, dass man in chronologischer Reihenfolge schreiben muss. Es kann richtig guttun, wenn man ein paar Szenen aufschreibt und schon ein Gefühl für die Geschichte bekommt. So ist man gedanklich direkt tiefer im Text und kann Schlüsselszenen niederschreiben, die als Grundgerüst für den jeweiligen Roman dienen. Es müssen nicht mal Szenen sein, die am Ende im Buch landen, es können auch Schnipsel sein, die euch helfen, Zugang zur Geschichte zu finden. Wenn ich mit einem neuen Roman anfange, habe ich oft Szenen im Kopf, die ich zwischendurch schreibe. Das können zwei, drei, manchmal aber auch über zehn Szenen sein, die ich dann während des chronologischen Schreibprozesses an den passenden Stellen im Manuskript einfüge und gegebenenfalls anpasse.

Für den Einstieg

Wenn man am Anfang eines neuen Romans sitzt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, in die Geschichte einzusteigen. Hier ein paar Fragen, die man sich stellen kann:
Mit was für einer Szene könnte man den Status Quo des Protagonisten beschreiben?
Wie kann ich meine Protagonisten ins kalte Wasser schmeißen?
Was für Anfänge lese ich selbst gern?

Ein Beispiel:
In einer Geschichte, an der ich zwischendurch schreibe (und bei der sich noch alles ändern kann) nimmt meine Protagonistin an einem Ball teil. Sie ist beliebt, hat einen festen Freundeskreis und denkt, dass sie von Wesen abstammt, die sich für besser als alle anderen halten. Kurz darauf stellt sich heraus, dass statt ihrer Gabe etwas völlig anderes in ihr erwacht ist. Ihr gesamtes Weltbild wird erschüttert, und um deutlich zu machen, wie weh ihr dieser Verlauf der Dinge tut, wird direkt im ersten Kapitel gezeigt, was sie alles an ihrem Leben schätzt – nur um es ihr in den nächsten Kapiteln wegzunehmen. Das mag zwar ein bisschen gemein klingen, aber das ist genau das, was man beim Lesen erreichen möchte:

  1. Es sollen Gefühle ausgelöst werden.
  2. Muss unser Held/unsere Heldin eine Entwicklung durchmachen.

Dies erreicht man, indem man den Protagonisten an einem völlig anderen Punkt anfangen lässt, als er am Ende steht. In meinem Fall soll das Leben meiner Protagonistin nach außen hin nahezu perfekt wirken, nur damit sie kurz darauf herausfindet, dass alles woran sie geglaubt hat, in Frage gestellt wird – selbst ihre eigene Identität.

Zum Schluss vergesst nicht, dass man Anfänge auch jederzeit wieder umschreiben kann. Wichtig ist nur, dass man weiterschreibt, die Geschichte voranbringt und nicht zu schnell aufgibt, wenn es nicht sofort so funktioniert, wie man sich das erhofft hat. Mit Übung trainiert man sich (Schreib)muskeln, genau wie bei jedem anderen Sport oder Hobby, das man anfängt. Für eure Projekte wünsche ich euch viel Glück!


Noch mehr Unterstützung

Und falls ihr noch mehr Unterstützung braucht: Hier ist ein kleines Workbook, das ich erstellt habe.

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6 Kommentare

  1. Liebe Mona,
    vielen lieben Dank für die zahlreichen Tipps und Ermutigungen. Die helfen sehr. Ich bin noch totale Anfängerin, habe aber schon einige Entwürfe gemacht, die ich dann immer verworfen habe. Denn bei mir im Hinterkopf ist beim Schreiben der Gedanke, ob diese Geschichte denn überhaupt jemandem gefallen würde. Hast du viellicht noch irgendwelche Tipps für mich, an welche groben Kriterien ich mich halten könnte, damit es auch wirklich schön zu lesen ist?
    Da bist du ein sehr großes Vorbild für mich. Deine sind nämlich richtige Lieblingsbücher!
    Liebe Grüße und ein frohes neues Jahr noch
    Laila

    1. Liebe Laila,
      ich bin nicht Mona, aber vielleicht kann meine Antwort dir trotzdem weiterhelfen.
      Punkt 1 der To-Do-Liste, um Geschichten zu schreiben, die „wirklich schön zu lesen“ sind, hast du bereits erfüllt, wenn du viele Bücher liest, die dich inspirieren. So wie Monas 😉
      Durch das Lesen trainierst du unbewusst deinen Ausdruck und deine Rechtschreibung. Wenn du Bücher noch dazu analysierst – z. B. den Aufbau der Storyline oder die Art, wie Charaktere entwickelt werden, hast du schon viel gewonnen.
      Es gibt noch viele weitere Tipps, die man beim Schreiben berücksichtigen könnte, aber meine Erfahrung ist, dass zu viel Denken einem auch die Geschichte ruinieren kann. Auch wenn es kitschig klingt: Hör auf dein Herz 🙂 Das Handwerkszeug kommt mit der Zeit.

  2. Sehr schön auf den Punkt gebracht. Danke!
    Ich hadere nach einer Weile auch immer mit meinen Anfängen. Es gibt keine Geschichte, die nicht einen neuen Anfang bekommen hätte.

    Liebe Grüße, Jule

  3. Liebe Mona!
    Danke, für deine Inspirationen! Deine Bücher und deine Website helfen mir meine Gedanken zu sortieren und meine Kreativität freien Lauf zu lassen. Als Schülerin habe ich viel um die Ohren und deine Bücher helfen mir alles für ein paar Momente zu vergessen. Deine Romane sind die Zuflucht vor einem langweiligen Alltag. Deine Bücher lege ich kaum aus der Hand. Später will ich auch mal Autorin werden und du bist der Beweis, das ich diesen Traum nicht aufgebe!

    Liebe Grüße, Anna-Maria

  4. Liebe Mona,
    dein Blogeintrag ist schon fast ein Jahr her, aber ich möchte dir trotzdem schreiben, weil mir deine Bücher sehr viel gegeben haben und ich finde, dass du unheimlich liebevoll und warmherzig mit deinen Leserinnen kommunizierst 🙂

    Meine Top 2 Tipps für das Schreiben:
    1. Die richtige Playlist. Wenn ich am Anfang eine Idee habe, dann stelle ich mir eine Playlist mit Liedern zusammen, die die Charaktere beschreiben, zur Stimmung der Geschichte passen und/oder mich motivieren. Wenn ich z. B. „Eye of the Tiger“ beim Schreiben höre, weiß ich gleich, was Sache ist. Eine solche Playlist hilft mir, mich tiefer in die Geschichte zu katapultieren – selbst wenn ich noch am Anfang stehe.
    2. Schreib die Geschichte, die du selbst gerne lesen möchtest. Seit ich lesen kann, schreibe ich. Besonders viel habe ich als Teenager geschrieben und jahrelang Kurzgeschichten zu Wettbewerben eingereicht. Getreu dem Motto „Liest ja eh keiner“. Dann hatte ich Erfolg. Nicht so wie du, Mona, aber für mich war es ein Riesensprung. Und ich fing an, Geschichten zu schreiben, die anderen gefallen sollten. Es ist nichts Falsches daran, anderen mit den eigenen Texten etwas mitgeben zu wollen, aber meine Geschichten verkamen zu leeren Hülsen und wurden unauthentisch.
    Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen: Schreibt Geschichten, die IHR liebt. Es ist gut Vorbilder zu haben und sich Inspiration zu holen. Doch beschreibt die Dinge, wie ihr es tun würdet, nicht wie eine J. K. Rowling oder eine Kerstin Gier. Ihr seid einzigartig – alle anderen gibt es schon.

  5. Liebe Mona,
    Ich habe seit längerem nachgedacht ob ich selbst versuchen sollte etwas zu schreiben und die Tipps, die anbietest können mir wirklich helfen. Ich bin mir nur nicht sicher welchen Browser ich am besten zum Schreiben nutze. Könntest du mir vielleicht da weiterhelfen?
    Deine Bücher haben auch zum Teil dazu beigetragen, dass ich unbedingt selbst schreiben möchte. Deswegen würde ich mich sehr freuen, wenn du mir in diesem Punkt weiterhelfen kannst.
    Liebe Grüße, Nina